Gotteshaus mit kunsthistorischen Besitz.
Die Gesamtrestaurierung der Pfarrkirche von 1958/59 bot Anlass, durch eine Ausgrabung mehr über die Baugeschichte zu erfahren. Nach der Entfernung des Kirchenbodens zeigten sich einige ältere Mauerzüge und bestätigten das Bestehen eines Gotteshauses lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung vom Jahr 1155. Bei der ersten Kirchenanlage handelte es sich um eine einfache Saalkirche, deren Errichtung wohl wenige Jahrzehnte nach der Gründung des königlichen Reichshofes Kriessern erfolgte und in die Zeit zwischen 850 - 900 fallen dürfte.

Der Reichtum der Kirchgemeinde ermöglichte um 1200 einen grösseren Neubau, vermutlich in romanischem Stil. Eine päpstliche Bulle von 1217 berichtet von einem Streit zweier Kleriker um die wohlhabende Pfarrpfründe von Montlingen.

In gotischer Bauart entstand um 1500 bereits das dritte Gotteshaus, von dem das Chor mit seinem eleganten Netzgewölbe heute noch erhalten ist.

Zur Zeit der Glaubensspaltung bewahrte die Kirchhöre Montlingen der Katholischen Religion die Treue. Diepolt Huter, der aus ihr stammte und 1528 die Pfarrei übernommen hatte, bestärkte seine Mitbürger im Widerstand gegen die neue Lehre. Sein Patronatsherr Mark Sittich von Hohenems leistete ihm kräftigen Beistand.

1673/74 erfolgten weitere bauliche Veränderungen, wobei das neue Langschiff die heute noch bestehende Form erhielt, während der gotische Chor mit dem prächtigen Wandtabernakel in seiner ursprünglichen Gestalt bestehen blieb.

Wegen der grossen Entfernung der einzelnen Rhoden von der Pfarrkirche trennte sich zuerst Mäder über dem Rhein, dann folgten Kriessern, Kobelwald und zuletzt noch 1808 Oberriet. Eichenwies mit seiner Josefskirche bildet heute noch mit Montlingen zusammen eine Kirchgemeinde.

Das Gotteshaus weist wertvollen kunsthistorischen Besitz auf. Im Chor steht das gut erhaltene gotische Sakramentshäuschen. Die polygonale Kanzel mit verschiedenen geschnitzten Figuren stammt aus der frühbarocken Epoche. Zum schönsten Kunstgut gehören die Muttergottes-Statue, ein ausdrucksvolles Wandkruzifix und die Johannes-Schale. Sie sind dem Feldkircher Bildhauer Erasmus Kern zuzuschreiben. Erwähnenswert ist die reich gegliederte hölzerne Kassettendecke in Spätrenaissanceformen. Die farbigen Chorfenster von Walter Burger schaffen dem sakralen Ort eine weihevolle Stimmung.

Seit 1934 ertönt vom Turm ein neues fünfstimmiges Geläute über die ausgedehnte Kirchgemeinde und ihre Grenzen hinaus. Es hat ein Gewicht von 7874 kg.

Der Turm mit den vier Wimpergen trägt einen schlanken Pyramidenhelm. Dieser wurde in den Jahren 1812, 1869 und 1931 mit Lärchenschindeln neu eingedeckt und bemalt. Neuanstriche erfolgten seit 1812 in regelmässigen Abständen. Der Chor, ursprünglich ebenfalls mit Schindeln eingedeckt, erhielt erst im Jahre 1908 ein Ziegeldach.

Auch der Aussenverputz musste immer wieder erneuert werden. Auf Vorschlag des kantonalen Denkmalpflegers liess man allerdings 1958/59 den romanischen Turmunterbau unverputzt.

In den Jahren 1997/98 erfolgte die letzte grosse Innen- und Aussenrenovation. Um den Liturgiebereich näher zum Volk zu rücken, zog man den Chorboden und die Treppenanlage ins Schiff vor. Diese Neugestaltung verlangte einerseits zeitgemässe Formen und Materialien, die eine den Bedürfnissen der heutigen Liturgie entsprechende Gestaltung des Gottesdienstes ermöglichten und andererseits den Bezug zum bestehenden Chorraum mit dem spätgotischen bisherigen Hochaltar nicht vernachlässigten.
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